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DB-Anlage / bauberichte / zeche sylvester Arbeitsplätze für "Karlsforst, Rhld." auf "Zeche Sylvester" Text: Jürgen Schröder / Bilder: Heinrich Huetz u. Jürgen Schröder Auf einer Modulanlage, welche über einen Zeitraum von 25 Jahren entstanden ist, finden sich immer wieder Themen, die bisher nicht verwirklicht wurden. So fehlte bei "Karlsforst" lange ein Bergwerk, welches nunmehr auf der Jubiläumsausstellung des Vereins anläßlich seines 25-jährigen Bestehens endlich präsentiert werden konnte.
Mit der Realisierung wurde vor gut 5 Jahren begonnen. Dieses Projekt wurde jedoch nicht als Gemeinschaftsproduktion, sondern als Eigenproduktion eines Vereinsmitglieds realisiert. Dazu gibt der Verein IGM Kaarst bestimmte Normen vor, so dass hier die Chance genutzt werden konnte, quasi als Keimzelle einer eigenen Heimanlage, ein Zechensegment über drei Modulkästen zu verwirklichen. Mit Unterstützung der übrigen Vereinsmitglieder hatte das Bergwerk anlässlich der Jubiläumsausstellung schließlich seine Premiere, auch wenn die Ausgestaltung noch längst nicht abgeschlossen ist. Vor fünf Jahren konnte man noch nicht auf die heute verfügbaren Lasercutbausätze von HMB und Joswood zurückgreifen. Wäre dies bereits der Fall gewesen, wären die für "Zeche Sylvester" gefertigten Bauwerkunikate vielleicht nicht entstanden. So musste auf Selbstbau und Kit-Bashing zurückgegriffen werden. Als Bergwerk bzw. Zechengebäude auf Polystrolbasis stehen von Faller der Bausatz "Marienschacht" (Faller Artikel 130945) und von Kibri der Bausatz "Zeche Herbede" (Kibri Artikel 9846) zur Verfügung. Eine Kohlenverladung wird von der Firma Walthers angeboten ("New River Mining"). Keine schlechte Ausgangsposition also, zumal Rolf Knipper mit seiner "Zeche Martha" bereits gezeigt hatte, dass mit Kit-Bashing ein schönes und stimmiges Bergwerk entstehen kann (vgl. EJ Super Modellbahnanlagen Teil VII). Der Grund und Boden für Zeche "Sylvester" wurde in Form von drei Modulkästen mit den Maßen 110 cm x 80 cm bei Harald Brosch (www.willi.winsen.de) bestellt, der entsprechend unserer Vorgabe auch bereits die genormten Zentrierbohrungen auf den Kopfstücken einbrachte. Im Internet wurde auf der Seite www.der-foerderturm.de Inspiration getankt und natürlich recherchiert, was die Konkurrenz so an Bergwerken zu bieten hat. Ein erstes Modell entstand, das sich an einem Entwurf von Pit Peg (Die ModellEisenbahn 12/1985) anlehnte und die Sehnsüchte der älteren Clubmitglieder zwar bediente, letztlich jedoch als unzureichend (zu klein, zu niedlich) verworfen wurde. Aus dem Kibribausatz Brauerei Paulaner (Kibri Artikel 9812) und zwei Fördertürmen von Faller entstand unter Verwendung des vielseitigen Stako-Systems von Auhagen dann das linke Schachtgebäude mit Doppelstrebengerüst. Nach der Bauanleitung von Faller konnten die entsprechenden Fördergerüstteile separat bestellt werden, so dass nicht jedesmal der komplette Bausatz bezahlt werden musste (Art. 945: Spritzlinge 4, 5, 6, 7 u. 8). Entscheidend für ein gelungenes Kit-Bashingmodell ist übrigens auch, dass es eine akzeptable Stabilität aufweist. Dazu verwendet die IGM Kaarst seit vielen Jahren eine verblüffend einfache Methode:
Nach Fertigstellung dieses als Hintergrundmodell konzipierten Schachtes wurde ein weiteres Schachtgebäude gebaut. Dieses sollte das Zechensegment optisch trennen und ragt nahe an den Betrachter heran. Das Gebäude des Förderschachtes entstand aus den bekannten Fabrikfassaden von Kibri (Bausatz Siux-Schuhfabrik, Art. 9810) und der Doppelförderturm erneut aus Fallerteilen und Stako von Auhagen. Die Strebstütze wurde aus Evergreenprofilen gefertigt, wobei auch Knotenbleche aus dem Faller Zubehörartikel "Profil-Sortiment" (Artikel 120540) zum Einsatz kamen. Für den Wagenumlauf wurde ein Holzgerüst gefertigt und mit Polystrolplatten aus Bausätzen von Walthers (z.B. Electric Furnace oder Rolling Mill) kaschiert. Die Verwendung von UHU-kraft führt zu einer stabilen Verbindung. Damit das Ergebnis nicht zu sehr nach Plastik aussieht, wurden die Platten mit Stahlgrau gespritzt und anschließend mit einem feinen Rostschimmer versehen. Vorhandene Reste des Bausatzes Düsseldorf-Abstellbahnhof von B&K dienten zur Fertigung des Stahlträgerfachwerks. Mit ein wenig Geduld kann man solche Materialien teilweise günstig bei ebay ersteigern. Allerdings dürften die meisten Modellbahnvereine über einen großen Fundus verfügen, so dass, wer solche Bauwerke in Angriff nehmen möchte, besser direkt einem Verein beitreten sollte. Dann hat sozusagen auch die Öffentlichkeit was davon. Für die Kohleverladung wurde der Bausatz New River Mining von Walthers verwendet und eingedeutscht. Reste der Kibrifabrik und Kibri-Dachpfannen führten auch hier zu einem akzeptablen Ergebnis. Da das Zechensegment als Kern einer Heimanlage verwendet werden soll, mussten beim Gleisbau neue Wege beschritten werden. Geräuschdämmung spielt für Module, welche nur auf Ausstellungen gezeigt werden, eine weit geringere Rolle, als bei modernen Heimanlagen anzustreben ist. Nach dem Studium einschlägiger Ratgeber zu diesem Thema war schnell klar, dass Geräuschdämmung leider nicht umsonst zu haben ist. Anscheinend werden die Produkte einschlägiger Anbieter auf dem Weg von der Herstellung zum Vertrieb mit einem feinen, aber unsichtbaren Goldfilm bedampft. Auf Kork sollte aber trotzdem nicht zurückgegriffen werden, denn dies scheint eher ein Material zur Wärmedämmung zu sein. Eine im Preis akzeptable Lösung fand sich schließlich durch Verwendung von Dämmmatten "Thomsit TF 303". Es handelt sich um ein PUR-Granulat, welches als Meterware in der Stärke 3mm (z.B. Fa. Sonnen Herzog, Düsseldorf) erworben werden kann. Die Stärke von 3mm ist von Bedeutung, da die MOROP NEM 122 (www.morop.org) einen Wert von 10mm als Höhe zwischen Planum und Gleisoberkante vorgibt. Das verwendete Tillig-Elite Gleis hat eine Schwelle von 2mm und ein Schienenprofil von 2,07mm, so dass die Normvorgabe fast exakt erfüllt werden kann und ein optisch sehr ansprechender Bahnkörper entsteht. Thomsit TF 303 lässt sich mit einer normalen Schere leicht zuschneiden, so dass auch im Bogenverlauf die Arbeit leicht von der Hand geht. Verklebt werden die Granulatstreifen mit einem dauerelastischen Kleber. Die Verwendung von Weißleim sollte vermieden werden, da die Verbindung nicht elastisch wäre und so unnötige Schallbrücken entstehen. Damit die ganze Mühe nicht umsonst ist, muss auch der Gleisschotter mit einem flexiblen Kleber fixiert werden. Dafür wurde Flex-Schotterkleber sowie Fließverbesserer (Netzmittel) der Firma minitec (www.minitec24.de) verwendet. Gleisschotter wurde von Anita Dekor (www.anitadecor.nl), dem Hoflieferanten des Vereins, bezogen.
Ein Problem bei der Modulbauweise ist natürlich der Gleisübergang. Hier haben wir uns für die Lösung der Firma "Digitalzentrale" (www.digitalzentrale.de) entschieden und alle neuen Module damit ausgestattet. Aus kupferkaschierten Pertinaxplatten kann man gefräste Modulübergänge mit 4 oder 6 Schwellen erwerben. Wir meinen, der große Vorteil dieses Systems liegt darin begründet, dass jede individuelle Gehrung damit zu verwirklichen ist. Dabei wurden unter die zugeschnittenen Kupferplatten passende Holzleisten in Stärke 6mm geklebt und mit Stahlschrauben verbunden.
Dann wurden die Modulkästen über die Zentrierbohrungen verschraubt, wobei kleine Holzleisten die Kästen 2 bis 4 mm auf Abstand halten. Danach können die Gleise aufgelötet, getrennt und auf Passgenauigkeit gebracht werden. An den Modulübergängen sind damit natürlich Schallbrücken entstanden, welche allerdings, wie wir meinen, keinen großen akustischen Nachteil verursacht haben (ähnlich Schienenstoßgeräusch). Natürlich gehört zu einer Zeche auch eine Grubenbahn. Zwei kleine HOe Dieselloks und einige Loren von Roco tragen sehr zur Stimmung auf Zeche Sylvester bei und ein Dreischienengleis erhöht die Spielfreude. Eine kleine HOe Dampflok zieht den Bauzug mit dem Kranwagen (preiswertes Unikat: Bilsteinkran von Kibri auf Trix N Drehgestellunterbau). Auf großen Industriegeländen sind die Gleise meist in das Straßenplanum eingelassen. Dafür kam nur eine Lösung in Betracht, bei welcher keine Rücksicht auf das Gleisbild genommen werden musste. Bei der Firma STYROCUT (www.styrocut.de) wurden dafür Hartschaumplatten mit Stärke 2mm erworben. Die Hartschaumplatten sind glatt thermisch beschnitten und werden mit den Maßen 600/330mm geliefert. In einem ersten Arbeitsschritt wird das Bodenniveau auf die Höhe der Schwellen angehoben. Dann werden die Hartschaumplatten auf die Gleise gelegt und fest angedrückt, so dass das Gleisbild einen exakten Abdruck in der Platte hinterlässt. Entsprechend dem Abdruck lassen sich die Passstücke mittels eines scharfen Skalpells exakt ausschneiden. Bevor die Passstücke zwischen den Gleissträngen und auch innerhalb der Gleise verlegt werden, kann man diese noch mit einer Struktur versehen. Mit einem sehr schmalen aber nicht scharfen Metall kann mit leichtem Druck eine Kopfsteinpflaster- oder Plattenstruktur hergestellt werden. Die Hartschaumplatte kann aber auch glatt bleiben, denn dann eignet sie sich hervorragend zur Darstellung einer Teerdecke. Mit den Heki Farben Beton (Art. 6600) und Asphalt (Art. 6601) wurden die Passstücke grundiert und anschließend eingesetzt. Zum Verkleben wurde Weißleim verwendet, welcher die Hartschaumplatten mit dem Thomsituntergrund (s.o.) fest verbindet. Anschließend wurden die Platten noch mit Pulverfarben (LifeColours 50-165 Schwarz, -152 Rost, -151 Braun) und verdünnter schwarzer Acrylfarbe eingeschmutzt. Das Material eignet sich übrigens auch hervorragend zur Darstellung von Bürgersteigen oder zur Niveauangleichung an Kibri-Straßenplatten (Ausführliche Beschreibung hierzu findet sich auf unserer Seite http://www.modellbahn-kaarst.de/db_anlage/baubericht.htm). Es ist ab der Stärke 1mm in verschiedensten Abstufungen erhältlich.
So ist die IGM Kaarst zu einem schönen, stimmigen Bergwerk gekommen und konnte die Attraktivität ihrer Deutschlandanlage "Karlsforst" weiter steigern. Die Mitglieder dieses Vereins werden leider nicht jünger und Nachwuchs ist schwer zu gewinnen. Vielleicht regt dieser Artikel dazu an, über die Mitgliedschaft in einem Modellbahnverein nachzudenken und diesbezüglich die großen Vorteile zu erkennen, die eine Mitgliedschaft bieten kann.
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