Interessengemeinschaft Modellbahn Kaarst eV

 
 
 

DB-Anlage / allgemein

Text: Jürgen Schröder / Fotos: Helge Scholz

"KARLSFORST", die Deutschlandanlage der IGM Kaarst e.V.

Im Laufe der Jahre auf zahlreichen nationalen und internationalen Messen und Ausstellun- gen gezeigt, war die DB Anlage des Vereins einer steten Wandlung und Anpassung an den Stand der Technik und des Modellbaus unterworfen.

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Lesen Sie hier die Sonderausgabe des Karlsforster Wochenblatts
zur Evolution unserer zeitlosen DB-Anlage in der Ausgabe vom 7.8.2019

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Die Anmutung allerdings, nämlich die Darstellung einer Eisenbahnszene im Raum Bergisches Land und Ruhrgebiet in den 50er und 60er Jahren, wurde jedoch kontinuierlich beibehalten. Nach dem Übergang zur Segmentbau- weise kann die Anlage daher immer noch durch Zugriff auf einen Fundus von Einzelmodulen und Bauwerken optimiert werden und erscheint auf keiner Ausstellung gleich.

Karlsforst / Kaarst

Das Namen gebende zentrale Segment der Anlage ist der Bahnhof "Karlsforst (Rhld.)" mit angeschlossenem BW. Aus Ver- bundenheit mit der Heimatstadt des Vereins, wurde dieser Name aus der urkundlich frühesten Er- wähnung des Ortes Kaarst (1218 "Carlesforst") abgeleitet.

Die Stadt Kaarst liegt (leider) nicht an einer der bekannten Eisenbahnmagistralen. Seit 1877 liegt Kaarst an der heute über- wiegend stillgelegten Bahnlinie Neuss – Viersen.

Aktuell fährt die Regiobahn GmbH auf einer historischen (Teil)strecke dieser Bahnlinie mit ihren Triebwagen Talent zwischen Neuss Hbf und Kaar- ster See.

Ein anderes Teilstück immerhin wird heute zur Bahnstrecke Duisburg Ruhrort-Mönchenglad- bach gerechnet und entspricht als zweigleisige Hauptstrecke schon eher dem Anlagenbetrieb.

 

 
Die Dieseltankstelle befindet sich im Bereich der Kleinbekohlung der Rangierlokomotiven. VT 11.5 (Roco) verlässt Bhf. Karlsforst (Rhld.), in dem auch hochwertige Reisezüge halt machen.
   
 
 
Die Bahnsteige reichen weit in den Bereich des Güterbahnhofs hinein.

03 132 (Fleischmann) wartet auf der Steinbogenbrücke kurz vor Bhf. Karlsforst (Rhld.). Der Heizer ist ausgestiegen, weil der Fotograf für das Bild so lange gebraucht hat.

Technik und Betrieb der Hauptstrecke

Die nach dem Hundeknochenprinzip betriebene Hauptstrecke wird durch die Modellbahn- steuerung von GAHLER & RINGSTMEIER (MpC-Classic) gesteuert. Die Stärken dieses Systems werden gerade im Bereich des Bahnhofs „Karlsforst (Rhld.)“ augenfällig. Auf den sechs dort der MpC Steuerung vorbehaltenen Gleisen werden die Zugfahrten möglichst vorbildgerecht ausgeführt.

MpC-Classic ist eine computergesteuerte Z-Schaltung, d.h. der Computer verwaltet die Parameter der Lok und reicht diese von Blockkarte zu Blockkarte weiter. Die Blockkarte leitet die Spannung entsprechend den Parametern ans Gleis. Die vorhandene Ausstattung ermöglicht  die Speicherung individueller Lokeigenschaften für maximal 400 Lokomotiven, so dass alle Vereinsmitglieder ihr Fahrmaterial unkompliziert einbringen können. Der Bahnhof besteht alleine aus über 20 Blöcken und ist mit mehr als 40 Weichen und 40 Signalen be- stückt.

Entsprechend ihrer am Vorbild orientierten Geschwindigkeiten bewegen sich die Züge auf der Hauptstrecke, während im Bereich der Weichenstraßen und des Bahnhofs "Karlsforst (Rhld.)" die Vorgaben der EBO (Eisenbahnbetriebsordnung) eingehalten werden.

Die einzelnen Bahnsteige wer- den, wie beim Vorbild, unab- hängig von der Fahrtrichtung genutzt, wobei einzelne Gleise oder Weichenstraßen für Gü- terzüge automatisch gesperrt sind. Die Ansteuerung der Signale (alle Viessmann) löst selbstverständlich Hp 1 u. Hp 2 Geschwindigkeit aus.

Über eine vereinseigene Bedie- nungsanleitung wurde erreicht, dass alle Mitglieder die grund- legenden Betriebsfunktionen der Steuerung ausführen können. Auf Ausstellungen und Messen ermöglicht dies nicht nur den Personalwechsel, sondern kann auch den bei den Vereinsmit- gliedern noch immer vorhande- nen Spieltrieb befriedigen.

Sozusagen in Ausübung einer Fahrdienstleiterfunktion können Blöcke durch manuellen Eingriff für Züge gesperrt oder zuge- wiesen werden. Züge können Vorrang oder Nachrang erhalten oder z.B. per Rangierfahrt ma-uell ganz übernommen werden.

Der Betrieb auf dem großen Rest der Anlage wird davon un- abhängig durch MpC-Classic fortgeführt. Auch die Sonder- wünsche der Fotografen wären ansonsten nicht zu erfüllen, denn der Zug soll natürlich an passender Stelle anhalten um abgelichtet zu werden.

Die Züge fahren im Bereich des Bahnhofs auf Roco Standard-gleis, Weichen wurden von Roco und Peco verwendet.

 

 

VT 11.5 (Roco) auf der Steinbogenbrücke kurz
vor Bhf. Karlsforst (Rhld.).
Es handelt sich sozusagen um das Wappentier
des Vereins!

   
 
 
Der Heckenwendeeilzug Köln-Frankfurt
(3 mal VS 145 -Liliput- geschoben durch V 80 -Roco-) hat sich wohl verfahren.
   
 
 
Das Gastspiel des Zirkus Krone in Karlsforst
ist beendet und die Plakate werden wieder eingesammelt.

Auf den zuletzt erstellten Segmenten hat der Verein jedoch konsequent das Tillig Elite System verwendet, weil das brünierte Gleis und die vorbildgerechten Weichen sehr über- zeugend sind.

Auch die Hauptstrecke hat Industrieanschließer und Karlsforst
hat natürlich auch eine Brauerei.

Das Industriegleis

Über weite Bereiche verfügt die Segment- anlage über ein hinter der Hauptstrecke lie- gendes "Industriegleis".

Es nimmt seinen An- fang im durchgehend auf DCC Digitalbetrieb umgestellten BW. Von dort führt es entlang des Personen- und Güterbahnhofs in den Bereich der städti- schen und industriellen Bebauung und endet schließlich im Bahnhof "Waltham (Rhld.)".

 
Im BW Karlsforst ist immer was los. BR 05, 18.3, 45 (alle Liliput), BR 23 (Roco) und V 100 (Fleischmann). Auf der Hauptstrecke fährt 03 132 mit einem aus Umbau-Vierachsern und Silberlingen gebildeten D-Zug in Bhf. Karlsforst (Rhld.)
ein (Fleischmann  u. Roco).

Für den Betrieb dieser Bereiche hat sich der Verein auf die standardmäßige Verwendung der DCC Steuerung von Lenz (Digital plus by Lenz) verständigt. Die Segmente sind an der Rückfront mit XpressNet Dosen (Lenz) ausgestattet, an welche die Mitglieder ihre Steue- rungen einstecken können. Dank Kompatibilität kann auch eine LokMaus von Roco ver- wendet werden, die allerdings keine Adresse 0 für Analogloks kennt.

Bhf. Karlsforst (Rhld.)

Das Bahnhofsgebäude "Karlsforst (Rhld.)" ist aus dem Bausatz "Bonn" von Faller entstan- den. Durch die Beschränkung in der Länge stand ausreichendes Material zur Darstellung der auf Gleisniveau liegenden Expressgut-Abfertigung zur Verfügung. Im Hintergrund des Perso- nenbahnhofs und entlang des Güterbahnhofs wurden Industriegebäude in Halbreliefbauweise aufgestellt. Diese entstanden auch als Kitbashing aus Plastikbausätzen und haben teilweise eine schon recht bewegte Geschichte zu erzählen.

 

Blick auf Expressgut-Abfertigung und Bahnpost.
 
im Untergeschoss des Bahnhofs Halbreliefgebäude von JoWi.

Die den Güterbahnhof prägende große Industrieanlage stammt ursprünglich von der "MÜPO AG/Wägli", einer von Clubmitgliedern erbauten Anlage nach Schweizer Vorbild aus Ende der 80er Jahre (vgl. EK 8 u. 10/90). Schneller realisieren ließen sich die ebenfalls verwendeten Gebäudemotive von Herrn J. Wischermann (JoWi). Diese druckt man auf einem Farbdru- cker aus und klebt sie z.B. auf einen passenden Styrodurblock.

Industriegebäude von der Anlage "Müpo AG/Wägli".

Im Bereich der städtischen Bebauung dominiert optisch der typische Hinterhof. Die Stadt- häuser sind z.T. aus Formen der Firma Spoerle (Werkstatt Spoerle) entstanden. Obwohl eigentlich für die Verwendung mit Gips gedacht, wurden die Gießteile in Resin ausgeführt. Für eine transportable Anlage spielt die Haltbarkeit eine große Rolle und außerdem sollten die Fenster zumindest teilweise ausgefräst werden. In dem so realisierten Gebäude sind bei rötlicher Beleuchtung Miniaturen der Firma Viessmann untergebracht.

Im noch kriegsbeschädigten Wohnumfeld wird, eingerahmt von verschiedenem Kleingewerbe, die Wäsche noch auf die Leine gehängt. An dieser Stelle schieben
die Zuschauer ihre Nasen immer ganz nah an die Szene, denn sie wollen natürlich
wissen, wieso die Wäsche so weiß ist.

 

 

Auf der stählernen Straßenbrücke hinter dem Reiterstellwerk passieren ständig Unfälle. Der Gitterwagen des Zirkus Krone ist im Stau hängen geblieben und zu allem Überfluss haben sich die Affen befreit. Da wird den GIs im Stau wenigstens nicht langweilig.

Das Fahrmaterial

Die Hauptstrecke im ländlichen Bereich. Büssing 8000 PP und VW Pritsche T1b transportieren im Güterbahnhof umgeschlagenes Baumaterial.

 

 

Digitale Lokomotiven mit modernen Multiprotokolldecodern können theoretisch sowohl auf der Haupt- strecke als auch auf dem Indus- triegleis eingesetzt werden. Ob die Impulsbreitensteuerung der Hauptstrecke dabei zu Problemen führt, ist noch nicht ausreichend untersucht worden.

Hier will der Verein noch Erfahrun- gen sammeln, denn es wäre wün- schenswert, wenn teure Neuan- schaffungen der Vereinsmitglieder für den heimischen Betrieb auch für Ausstellungen genutzt werden könnten.

Auf epochengerechte Fahrzeuge legen die Vereinsmitglieder seit je her großen Wert und daher kann ein abwechslungsreicher Betrieb in jedem Fall auf beiden Systemen angeboten werden.



Anlässlich einer Überführungsfahrt leistet 18 316 (die mit dem langen Kessel)
Vorspann an einem regulär mit 03 132 bespannten D-Zug
(Modelle Liliput, Fleischmann u. Roco).

Bhf. Waltham (Rhld.)

Auf dem daran anschließenden Segment geht ein Areal mit kleineren Industrieanschließern in den ländlichen Kopfbahnhof einer meterspurigen Bahnlinie über.

Der Bahnhof "Waltham (Rhld.)" verfügt neben Anlagen des Per- sonenverkehrs über die zum Be- trieb einer Kleinbahn erforder- liche Infrastruktur. Für die Schmalspurlokomotiven stehen Lokschuppen und Kleinbekoh- lung bereit und über einen Gü- terschuppen wird Stückgut ab- gewickelt. Eine Attraktion stellt jedoch die voll funktionsfähige Umsetzanlage dar, auf welcher normalspurige Güterwagen auf Rollwagen verbracht werden.

Der realistische Betrieb wird störungsfrei ermöglicht durch Einsatz einer V36 mit Digitalkup- plung von Lenz sowie Rollwa- gen der Firma Weinert. Im Be- reich dieses Segments ist auch das Car-System des Vereins untergebracht.

 

 

VT 11.5 kommt öfter mal vorbei.

   
 
 
Immer viel Betrieb an der Rollbockanlage.
 
Durch Aussparungen in der Hintergrundkulisse gelangen die Fahrzeuge auf eine Straße mit Gegenverkehr, die hinter dem Bahnhof "Waltham (Rhld.)" über drei Segmentkästen entlang führt.

Waltham ist Endpunkt einer meterspurigen
Kleinbahn und deren Verknüpfungspunkt mit
der DB. Den kleinen Triebwagen hat die Bahn
ganz offensichtlich jenseits des eisernen
Vorhangs erworben.

 

 

Die Führung der Fahrzeuge er- folgt über in das Straßen- planum eingelassene Magnet- streifen der Fa. Mader. Darauf laufen zwei Fahrzeugsysteme:

Ein Faller Car System, bei dem die Steuerung über Reed- kontakte erfolgt. An Stopp- stellen werden Dauermagnete über Servomotoren unter die Fahrbahn gefahren werden.

Bei der DC-Car Steuerung dagegen sind die Fahrzeuge mit einem DCC Decoder (SD, www.modellautobahnen.de) ausgestattet, der seine Steuerbefehle durch Infrarot- signale empfängt.

Eine DC-Car Abstandssteuerung ist in diesem System bereits integriert und über einen Handregler von Lenz können die Fahrzeuge beeinflusst werden. Gegenüber dem Faller System sind hier deutlich höhere Investitionen angefallen. Da die Industrie zu wenige Mo- delle entsprechend der Epoche III anbietet, werden Fahrzeuge für beide Systeme teils selbst mit Messinglenkachsen, Messinggetrieben und Faulhabermotoren ausgerüstet.

Ein Zirkuswagen ist mit einem platten Reifen liegen geblieben.

Normen

Nach dem Übergang zur Segmentbauweise spielen Normen für die Modulkästen selbst keine so große Rolle mehr. Segmente werden in unterschiedlicher Breite und Tiefe ausgelegt und aktuell zumeist von Harald Brosch (www.williwinsen.de, www.eisenbahn-modulbau.de) be- zogen.

Für den Gleisbau gilt es natürlich weiterhin Normen zu beachten, zumal der IGM Kaarst e.V. Mitglied bei EUROTRACK, einer internationalen Vereinigung von Modellbahnvereinen, ist. Bei Interesse können die Normen des Vereins und von Eurotrack auf der Homepage des Vereins (www.modellbahn-kaarst.de) eingesehen werden. Die Anlagenhöhe beträgt 130cm, so dass erwachsene Betrachter eine realistische Perspektive haben (für Kinder werden Trittleitern bereitgestellt).

 

 

Diese Trainspotter tun so, als würden sie angeln. Kommt grade kein Zug, beobachten sie eben Zugvögel!

Eine Beschreibung der anlässlich der Jubiläumsausstellung 25-Jahre IGM Kaarst e.V. ent- standenen neuen Module, Segmente und des Schattenbahnhofs folgt demnächst unter der Rubrik Bauberichte. Aktuell ist unter dieser Rubrik der Baubericht zur Zeche Sylvester erschienen.

Kaarst, im Juni 2011